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Der energischste Wischmob der Welt und seine Crew

6. November 2009
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Foo Fighters – 04. November 2009 – Berlin, Postbahnhof

Sagt mehr über die schlechten Verhältnisse zum Fotografieren als über das Konzert aus. Dennoch: Dave Grohl im Postbahnhof

Sagt mehr über die schlechten Verhältnisse zum Fotografieren als über das Konzert aus. Dennoch: Dave Grohl im Postbahnhof

Man wird das Gefühl nicht los, dass der Typ selbst seinen Kollegen von Them Crooked Vultures im Dezember an den Drums die Show stehlen wird. Dave Grohl ist einfach ein Frontman, wie man ihn sich wünscht. Beweglich, in Interkation mit dem Publikum, Grimassen schneidend, Witze erzählend und rülpsend. Seine Mähne und körperliche Performance macht ihn zum wahrscheinlich energischsten Wischmob der Welt.

Vor kurzem probte seine Hauptband noch öffentlich, im heimischen L.A. und doch gleichzeitig auf den Schirmen in der ganzen Welt weite Teile des Live-Repertoires durch. Vier Tage später stehen sie auf der Bühne des Berliner Postbahnhofs (bei ihrem ersten Konzert in diesem Jahr, wie Grohl erzählt) und ackern sich durch ihre 15-Jährige Bandgeschichte. Ohne vorgefertigte Setlist. Ohne Pausen. Ohne Zugaben. Über zwei Stunden lang.

Auch wenn Grohl zugibt, dass er lieber vor 100.000 als vor 700 Leuten auf der Bühne steht („Glaubt nicht den Typen, die sagen: ‚700 ist schon okay‘!“), bietet dieser kurzfristig geplante Gig die Möglichkeit, viele ältere Songs zu spielen, die vor 100.000 Menschen einfach nicht funktionieren würden (sagt zumindest Grohl). Und neben vielen älteren und neueren Klassikern gibt es dann auch Hey Johnny Park, Low, For all the Cows oder auch das beim 2008er Berliner Gastspiel schmerzlich vermisste Generator.

Auch in der Club-Größe wollen sie nicht auf (halb-)akustische Tracks verzichten. Cold Day In The Sun und Marigold funktionieren, Skin & Bones ebenso (auch wenn ich keinen Zugang zu diesem Song finde). Die Band-Vorstellung beinhaltet „zum letzten Mal“ (wieder Grohl) ein Triangel-Solo und dauert bei voller Besetzung mit Percussion, Keyboards, Pat Smear an der dritten Gitarre und Jesse Green an der Geige seine Zeit. Wenn es etwas an dem Konzert auszusetzen gibt, dann ist es das. Die eingeworfenen akustischen Stücke nehmen den Druck, die Euphorie und sorgen für eine seltsame Unausgegorenheit der Setlist (was nicht zuletzt an der nicht festegelegten Reihenfolge liegt). Gerade, wenn das Publikum im vorderen Bereich in Fahrt gekommen ist, müssen sie sich auch schon wieder zügeln. Aber nicht, dass es ihnen schwer fiele, mit dem nächsten härteren Track wieder auf Touren zu kommen.

In Anbetracht der Greatest Hits-Veröffentlichung lässt es sich die Band natürlich auch nicht nehmen, die beiden neuen Titel, die Single Wheels und Word Forward, zu spielen, die zu den weniger bejubelten Stücken des Abends gehören, aber qualitativ nicht extrem abfallen. Letztlich lässt sich sagen, dass es sich gelohnt hat zu üben und dass die Band sich ruhig ermutigt fühlen kann, zukünftige Setlisten etwas abwechslungsreicher zu gestalten, was die Mischung von älteren und neueren Songs betrifft. Ein absolut gelungener Abend geht dann aber doch mit der ursprünglichen Version eines Klassikers zu Ende: Dem durchgehend nah an der Album-Version gehaltenen Everlong. „If anything could ever be this good again…“

Randbemerkungen:
Die Berliner Morgenpost hat das Konzert rezensiert. Was Frau Flinkwert allerdings gehört hat, nämlich dass die Foo Fighters in dem Konzert eine Stadiontournee angekündigt haben, erscheint mir zweifelhaft. In meinen Ohren klang es tatsächlich viel mehr danach, dass sie erst einmal eine Pause einlegen und irgendwann ein neues Album aufnehmen – mit Betonung auf „irgendwann“. Hier ihr sonst ganz schönes Review.

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