Plattenschau – März 2014
Wer ebenfalls bloggt, kennt das: Es gibt einfach zu viel Musik, die es verdient erwähnt und besprochen zu werden und zu wenig Zeit. Um meine Rückstände irgendwie aufzuarbeiten, habe ich mich entschlossen, von nun an Montasübersichten zu liefern. Ein Kompromiss zwischen möglichst vielen Platten und möglichst machbarem Aufwand. Mal schauen, wie lange das gut geht. :-)
Hier der Blick auf den März:

cloudnothings – „Here And Nowhere Else“ (PIAS Coop / Wichita Recordings / rough trade / VÖ: 28.03.14)
Mein März-Highlight kommt von den Cloud Nothings. Man darf sich nicht von den Vorab-Single irritieren lassen. Auch den Vorgänger Attack On Memory haben die Amerikaner mit ihren tollen Indie-Disko-Schlagern Stay Useless und Fall In vorgestellt. Dann ging man ins Konzert und bekam neben dem Erwarteten eine Zwanzig-Minuten-Version des genial-hypnotischen Wasted Days zu hören. Kein Epos, eher ein Ausbruch, der sich ohne eine Sekunde der Langeweile aufbaut und schließlich alles zerkloppt wie Jean-Claude van Damme in seinen besten Zeiten. Ähnlich ironielos, nur in gut.
Here And Nowhere Else ist ganz ähnlich in dieser Hinsicht. Wer würde hinter den Vorab-Singles I’m Not Part Of Me oder Psychic Trauma einen Song wie das siebeneinhalbminütige Pattern Walks erwarten? Natürlich alle, die Attack On Memory schon gut fanden. Mit den acht Songs setzen die Cloud Nothings also fort, was schon auf dem Vorgänger funktioniert hat. Und das Konzept geht voll auf.
www.cloudnothings.com | soundcloud | Video: I’m Not Part Of Me | auf Tour
Elbow – “The Take Off And Landing Of Everything”

Elbow – „The Take Off And Landing Of Everything“ (Polydor / Universal / VÖ: 07.03.14)
Den Nachfolger von Build a Rocket Boys! mit The Take Off And Landing Of Everything zu betiteln fand ich oberflächlich betrachtet erst einmal amüsant. An Elbow habe ich mich lange nicht rangetraut. Oder anders: Ich fand’s nie sehr reizvoll, mich mit ihnen zu beschäftigen. Mittelalte Männer habe ich schließlich genug in meiner Musiksammlung.
Aber vielleicht war es ja dieser kleine Quatsch, der dafür gesorgt hat, dass ich mir die Vorab-Single Fly Boy Blue / Lunette überhaupt angehört habe – ein tolles Stück Musik! Allein, wie der erste in den zweiten Teil übergeht, lässt mich vermuten, dass ich lange noch nicht alle schönen Momente dieser Platte entdeckt habe. Von Zeit zu Zeit könnten die Engländer nämlich gerne etwas zwingender zu Werke gehen. (digitales Muster)
www.elbow.co.uk | Video: Fly Boy Blue / Lunette
Findus – „Vis A Vis“

Findus – „Vis A Vis“ (Delikatess Tonträger / Broken Silence / VÖ: 14.03.14)
Auch wenn Findus dem Frühling mit dem Albumcover einen weiteren Farbtupfer beigebracht haben, kommt die Platte doch eher düster daher. Die Band bewegt sich durch die bedrohliche, lebensfeindliche Stadt („Hamburg, Du Mörder!“), die sich so rundum durchgentrifiziert präsentiert, dass sie keinen Raum mehr hat für Leben und Liebe. Der Sound bewegt sich merklich weg aus der rauen Ecke. Es scheint fast, als liege die Zielrichtung für die Zukunft bei ihren jüngeren und abstrakteren Kollegen von Messer. (Rez.-exemplar)
www.findusmusik.de | Videos: Vis A Vis, Nachtwache | auf Tour | im Interview
Chuck Ragan – „Till Midnight“

Chuck Ragan – „Till Midnight“ (Side One Dummy Records / Uncle M / Cargo Records / VÖ: 21.03.14)
Keine Frage, Chuck Ragan fliegen die Sympathien völlig zurecht zu. Korrekter kann ein Musiker sich wohl kaum verhalten. Anfang des Jahres hatte mir mein guter Freund Martin unangekündigt ein Riesen-Paket geschickt. Da hat er mir seinen alten Plattenspieler geschenkt. Beigelegt war auch das Live-Album aus Münster. Und nun ist es so, dass ich den Typen sogar mit diesem Geschenk verbinde. Ihr merkt, Ragan hat alle meine Sympathien, aber Till Midnight gibt mir ehrlich gesagt wenig. Geige und Pedal Steel, Reibeisen und Aufrichtigkeit, das sind die bewährten Ingedrenzien, aber mir wächst leider nur ein Trucker Cappi. Dennoch, die Tour sei euch ans Herz gelegt. (dig. Muster)
www.chuckraganmusic.com | Video: Something My Catch Fire | Album-Stream | auf Tour
The Hold Steady – Teeth Dreams

The Hold Steady – „Teeth Dreams“ (Razor & Tie / Washington Square / rough trade / VÖ: 28.03.14)
The Hold Steady gehört zu den Bands, auf die ich überhaupt erst gestoßen bin, weil Frank Turner so von ihnen geschwärmt hat. Craig Finns Solo-Album aus dem letzten Jahr war mein verhaltener Erstkontakt. Gut, dass die Band in voller Besetzung deutlich lauter und mit toller Gitarrenarbeit vorgeht. Im Vergleich zu Elbow hat mich hier nicht nur die Vorab-Single I Hope This Whole Thing…, sondern auf Anhieb auch das ganze Album überzeugt. Dabei war ich doch der Meinung schon genug mittelalte Männer im Plattenschrank zu haben… So kann man sich irren. Fehlt nur noch die Tour-Ankündigung.
www.theholdsteady.net | Videos: I Hope This Whole Thing Didn’t Frighten You, Spinners | Album-Stream
Band Of Skulls – „Himalayan“

Band Of Skulls – „Himalayan“ (Pias Coop / Electric Blues Recording / rough trade / VÖ: 28.03.14)
Die Band Of Skulls haben mich als QOTSA-Support positiv überrascht. Ich hatte keine Erwartungen und empfand ihren Retro-Rock als schön zusammengesetzte Tribut-Collage, vor allem an die Kollegen der 70er, die weibliche zweite Stimme erinnerte mich an Blood Red Shoes.
Auf Himalayan ist davon eher wenig zu hören. Stattdessen klingt die Platte leider ziemlich kalkuliert nach jüngeren Hit-Ambitionen der Black Keys. Eben nach Hoochie Coochie und Brothers And Sisters. (dig. Muster)
www.bandofskulls.com | Album-Stream | soundcloud | Videos: Asleep At The Wheel, Nightmares | auf Tour
Außerdem draußen:
- The Intersphere – Relations In The Unseen (Long Branch Records / SPV / VÖ: 07.03.14)
- Motorpsycho – Behind The Sun (Stickman Records / Soulfood / VÖ: 07.03.14)
- Kalle Mattson – Someday, The Moon Will Be Gold (Trickser Tonträger / Broken Silence / VÖ: 07.03.14)
- Boysetsfire – Misery Index: Notes From The Plague Years [LP Re-Issue] (End Hits Rec. / Cargo Records / 21.03.14)
- The Static Age – Neon Nights Electric Lives [LP Re-Issue] (VÖ: 14.03.14)
- Johnny Cash – Out Among The Stars (Col / Sony / VÖ: 21.03.14)
- La Dispute – Rooms Of The House (Big Scary Monsters / Alive / VÖ: 21.03.14)
- Kevin Drew – Darlings (City Slang / Universal / VÖ: 21.03.14)
- DYSE – Das Nation (Cargo Records / 21.03.14)