[Review] Listener – „Time Is A Machine“

Listener – „Time Is A Machine“ (Tangled Talk Records /UK VÖ: 22.07.13)
Endlich mal wieder eine Plattenkritik, endlich mal wieder richtig Zeit nehmen für ein Album. Und dann auch noch für so ein gutes! Listener trafen mich unvorbereitet und nahmen mich mit Time Is A Machine im Sturm. Über allem steht das grantige und depressive Gemurmel von Spoken Word Poet Dan Smith, der Bass spielt und auf den beiden Vorgänger-Alben auch zur Trompete griff. Seine beiden Kollegen Christin Nelson (git) und Kris Rochelle (dr) in allen Ehren, aber nach der halben Stunde von Time Is A Machine lässt einen nicht zuerst das punktgenaue Band-Gefüge völlig benommen zurück, sondern die intensiven, unmittelbaren Worte, die Smith aus sich heraus presst. Dabei bedient sich die Band keiner eindeutigen Strophe-Refrain-Muster, vielmehr strukturieren Motive und Sätze („Losing makes you grow!“) die acht Songs.
„[…] tomorrow is just the future. No Big Deal!“ – das ist die erste Zeile, der man einen Rahmen schnitzen möchte – und wir sind erst ein Intro und ein paar Worte weit. Smiths‘ lyrisches Ich zieht getrieben von den Trommelwirbeln und den Tremolo-Sounds aus einem Neo-Spaghetti-Western durch die Straßen. „You don’t know what you’re gonna dream until you dream it. So share your life! It’s the only way to keep it! We don’t get to do what we’re supposed do because we give up too soon, but the end is not the goal. Even seeds have to be planted and die to grow. So I try and pick up change when I see it. I try and share it and not keep it.“ – Einmal auf und ab in 10 Sekunden. Wenn Smith dann einmal schweigt, lässt er Raum für Flächen und Gitarren-Figuren, die einen an Postrock denken lassen (Not today) und mit Wucht in melancholische Verträumtheit taumeln.
Angelangt bei Tornadoes passt Smith das Sprechtempo entsprechend an, während das Zwischenspiel klingt, als hätte eine Garagen-Band Mediterranean Sundance von Al Di Meola und Paco De Lucia probiert. „Even in our houses we are homeless. There are no guarantees.“ – also nichts wie aufgerissen die Lautsprecher! „I think it’s called survival!“ – Ist das die Kehre? „It won’t always be this way, and sometimes nothing works. But if we give everything we have every single time. […] What we build together could be anything! We just have to build it.“ Nicht, dass wir uns falsch verstehen, die manische Predigt entspannt sich keinen Deut, den optimistischen Ausblick formuliert Smith genauso verkrampft und vielleicht ist das Dutzend Wiederholungen in There are wrecking balls inside us der einzige Schwachpunkt auf diesem Album. Oder habe ich das alles nur falsch verstanden und nichts entspannt sich hier? It will all happen the way it should ist der totale Fatalismus, der im größten Gewitter ausgeht. Ich bin verwirrt. Noch mal von vorne.
Bewertung: 8,5/10
Anspieltipps: Eyes To The Ground For Change, Not Today, Tornadoes
Time Is A Machine streamt hier bei akkordarbeit – die August-Tourdaten findet ihr dort ebenfalls.
(Rezensionsexemplar)
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